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SF6-Gas in der Trafostation: Technik, Vorschriften und Alternativen

Schwefelhexafluorid (SF₆) wird seit Jahrzehnten in der Energieversorgung eingesetzt – auch in Trafostationen. Besonders in gasisolierten Schaltanlagen hat sich das farblose, geruchlose Gas aufgrund seiner ausgezeichneten Isoliereigenschaften bewährt. In vielen technischen Anwendungen gilt es als Standard. Doch seine Klimawirkung stellt die Branche vor neue Herausforderungen.


Einsatz in der Mittelspannungstechnik

In Trafostationen selbst kommt SF₆ ausschliesslich in der Mittelspannungsschaltanlage zum Einsatz – nicht im Transformator. Typischerweise handelt es sich um sogenannte GIS-Systeme (Gas Insulated Switchgear), bei denen sämtliche stromführenden Teile in einem hermetisch dichten Gehäuse unter SF₆-Atmosphäre untergebracht sind. Diese Bauweise ist besonders kompakt und eignet sich daher ideal für urbane Räume, Innenanlagen oder Industrieumgebungen mit beengten Platzverhältnissen.


Vorteile:

SF₆-Schaltanlagen sind wartungsarm, bieten eine hohe Betriebssicherheit und sind unempfindlich gegenüber Staub, Feuchtigkeit oder Temperaturschwankungen. In vielen Projekten ist diese Technik daher nach wie vor die erste Wahl – vor allem dort, wo Sicherheit und Zuverlässigkeit im Vordergrund stehen.


Umweltaspekte und regulatorischer Wandel

So überzeugend die technischen Eigenschaften von SF₆ sind – aus ökologischer Sicht ist das Gas problematisch. Es besitzt ein Global Warming Potential (GWP) von 23.500 und bleibt über 3.000 Jahre in der Atmosphäre stabil. Selbst bei geringer Leckage kann dies langfristige Auswirkungen auf das Klima haben.


Dementsprechend gibt es seit einigen Jahren verschärfte gesetzliche Regelungen. In der Schweiz wie in der EU müssen SF₆-Anlagen regelmässig auf Dichtheit geprüft werden. Ausserdem gelten Rückgewinnungspflichten bei Wartung, Rückbau oder Defekt. Die europäische Gesetzgebung (F-Gase-Verordnung) zielt langfristig auf ein Verwendungsverbot von SF₆ in Neuanlagen ab – erste Fristen im Mittelspannungsbereich stehen bereits im Raum.


Technische Alternativen gewinnen an Bedeutung

Die Branche reagiert: Immer mehr Hersteller bieten SF₆-freie Lösungen an. Dabei handelt es sich entweder um luftisolierte Schaltanlagen mit optimiertem Design oder um neue Gasisolierstoffe mit deutlich geringerem Treibhauspotenzial. Besonders vielversprechend sind sogenannte Fluorketone (z. B. g³ von GE oder NOVEC-Gemische) sowie Clean-Air-Konzepte auf Basis von synthetischer Luft.


Solche Alternativen sind heute bereits bis 36 kV verfügbar und gewinnen an Marktrelevanz – auch im Hinblick auf CSR-Richtlinien, Nachhaltigkeitsziele oder Ausschreibungskriterien.


Fazit:

SF₆ hat seinen festen Platz in der Energieverteilung – das ist unbestritten. Doch die Zukunft liegt in klimafreundlicheren Alternativen. Für Planer und Betreiber bedeutet das: Entscheidungen rund um Trafostationen sollten nicht nur technisch, sondern auch strategisch und vorausschauend getroffen werden. Wer bereits heute auf SF₆-freie Lösungen setzt, investiert in Zukunftssicherheit und unterstreicht ökologische Verantwortung.

 
 
 
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